Dass sie nicht für einen reinen Bürojob geschaffen ist, wusste Lena Arens schon früh – nicht aber, dass sie einmal als Revierleiterin einen Forst von etwa tausend Hektar Fläche betreuen würde. Ihr Werdegang zeigt, wie wichtig der forstwirtschaftliche Berufsstand für die Pflege und den Erhalt unserer Natur ist und welche Chancen er bietet – für Frauen genauso wie für Männer.
Als Lena Arens im April 2008 ihre Ausbildung an der Universität Göttingen mit dem „Master of Science in Forestry“ abschloss, boten viele Landschaften in Deutschland ein Bild der Verwüstung: Der Sturm „Kyrill“ hatte ganze Waldgebiete vernichtet. Überall wurden dringend Menschen mit einer fundierten Forstausbildung gebraucht – auch im Team des Grafen von Westphalen in den stark betroffenen Regionen Meschede und Fürstenberg. Hier hatte Lena Arens schon während ihres Masterstudiums Praxiserfahrungen gesammelt, und hier arbeitet sie seither als Försterin.
Von Anfang an war sie in umfassende Projekte eingebunden, als es darum ging, den vom Sturm zerstörten Wald wieder aufzuforsten. Insgesamt wurden in den Westphalenschen Forsten rund um Meschede und Fürstenberg innerhalb von drei Jahren etwa 800.000 neue Bäume gesetzt. „Allein im Revier Glashütte wurden über 60.000 Eichen gepflanzt“, erinnert sich Lena Arens.
Eine enge Bindung zur Natur spürt die Revierleiterin schon seit ihrer Kindheit. „Von klein auf habe ich viel Zeit im Wald verbracht, auch mit meinem Opa und mit meinem Vater“, erzählt sie. Ihr Opa hatte als „Haumeister“ gearbeitet (vergleichbar mit dem heutigen Forstwirtschaftsmeister), und gemeinsam mit ihrem Vater, der sowohl einen Angel- als auch einen Jagdschein besitzt, unternahm sie viele Streifzüge in die Natur. Nach ihrem Abitur entschied sich Lena Arens dann für das Studium der Forstwissenschaft. Parallel dazu absolvierte sie ihre Jagdausbildung beim Hegering. Das „Grüne Abitur“ sieht sie nach wie vor als eine wichtige Qualifikation für ihren Berufsstand. „Wenn die Populationen von Rehwild, Rotwild oder Wildschweinen zu groß werden, richten sie im Forst und in der angrenzenden Landwirtschaft erheblichen Schaden an“, erklärt Arens. „Um das zu verhindern, müssen wir die Bestände regulieren.“ Bei der Jagd, aber auch bei ihren täglichen Revierarbeiten wird sie immer von ihrem Hund begleitet, der konkrete Aufgaben zu erfüllen hat und ihr ein Gefühl der Sicherheit vermittelt, wenn sie allein unterwegs ist.
Was braucht man also, um ein guter Förster zu werden? „Wetterscheu darf man natürlich nicht sein“, sagt Lena Arens, „sondern man sollte es schon lieben, viel draußen zu sein.“ Klar ist aber auch, dass Naturverbundenheit bei Weitem nicht ausreicht. „Neben dem rein forstwirtschaftlichen Fachwissen sind auch gute Kenntnisse im Organisieren ganz wichtig, im Projektmanagement, in der Personalführung – und in der Mathematik“, erklärt sie. „Oft genug stehe ich mitten im Forst und muss mal eben ausrechnen, wie viele Festmeter Holz im Baum stecken, oder ich muss kalkulieren, wie viele Pflanzen ich für eine bestimmte Fläche brauche – ohne Taschenrechner!“ Außerdem müsse man es aushalten, in sehr langen Intervallen zu denken. „In der Forstwirtschaft erntet man nicht die Früchte, die man sät“, fasst Arens zusammen. „So bringen zum Beispiel die Eichenkulturen, die wir heute pflanzen, erst in 200 Jahren Profit.“ Angesichts dieser Zahlen wundert es nicht, dass das Konzept der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft erfunden wurde.