Schwarzstörche sind sehr seltene, schöne und empfindliche Vögel mit ganz speziellen Ansprüchen hinsichtlich Nahrung und Lebensraum. Umso mehr freut es uns, dass seit 1984 kontinuierlich Schwarzstörche in einem unserer Reviere brüten. Um die empfindlichen Gäste nicht zu stören, herrscht von März bis September Ausnahmezustand rund um den Storchenhorst.
Schwarzstörche sind etwas kleiner als die viel weiter verbreiteten Weißstörche. Das Gefieder der ausgewachsenen Tiere glänzt metallisch schwarz, Schnabel und Beine leuchten rot. Während der Brutzeit sind Schwarzstörche so empfindlich, dass sie die Brut sofort abbrechen, wenn sie gestört werden. Daher werden von März bis September in einem Radius von mindestens 800 Metern um den Horst keinerlei Waldarbeiten ausgeführt, und Waldbesuchern ist der Zutritt verboten.
Schwarzstörche werden als „scheue, große Waldvögel“ bezeichnet. Wenn sie ungestört bleiben, kommen sie über viele Jahre treu zu ihrem Horst zurück, immer von März bis September. Sobald sie ihren Horst erreicht haben, beginnen sie ihn zu reparieren und auszuweiten. Entsprechend werden die Horste mit der Zeit sehr groß und schwer, was gelegentlich auch dazu führt, dass sie abstürzen. So ist ein uns seit Jahren bekannter Naturhorst leider im April 2015 seinem hohen Gewicht und einem starken Sturm zum Opfer gefallen. 1998 hat der Verlust eines Horstes einmal dazu geführt, dass ein Storchenpaar in einem „Not-Horst“ auf einem Hochsitz gebrütet hat.
Nur in naturnah bewirtschafteten Wäldern findet der Schwarzstorch optimale Lebensbedingungen. Da er seinen Horst nicht von oben anfliegt, sondern durch den Baumbestand hindurch, nistet er nur in lichteren Altholzbeständen, die genug Raum zum Durchfliegen bieten. Gerne horstet er in uralten Bäumen, unter denen Gras wächst, und immer wählt er einen Brutplatz weit weg von Wegen, Wanderpfaden und sonstigen Störungsquellen.
Schwarzstörche ernähren sich vor allem von Lebewesen, die im oder am Wasser leben – Fische wie Forellen, Groppen und Aale, Amphibien wie Frösche und Molche sowie Insekten und ihre Larven. Außerdem stehen Wasserpflanzen auf ihrem Speiseplan. Die Vögel betreiben eine sehr intensive Gefiederpflege und baden gern. Entsprechend benötigen sie viele Fließ- und Stillgewässer in der Nähe ihrer Brut. In unserem Revier finden Schwarzstörche einen idealen Lebensraum, weil es viele Quellen, Bäche und Tümpel aufweist. Außerdem tragen wir aktiv dazu bei, das Nahrungsangebot für den Schwarzstorch weiterhin optimal zu entwickeln, indem wir Feuchtbiotope erhalten und anlegen sowie Teiche, Tümpel und Erlen-Bruchwälder mit natürlichen Überflutungsbereichen schützen. Maßnahmen übrigens, bei denen wir natürlich nicht nur die Schwarzstörche im Blick haben, sondern die Biodiversität insgesamt.
Es liegt uns sehr am Herzen, dass sich unsere empfindlichen Gäste auch in Zukunft bei uns zu Hause fühlen. Und es ist für uns selbstverständlich, dass der Schutz einer seltenen Tierart immer auch bedeutet, ihren gesamten natürlichen Lebensraum zu erhalten.