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„Pflanzenschutz ist ein umfassendes Thema“
Ein Gespräch mit Diplom-Agraringenieur Björn Wiggen

„Pflanzenschutz ist ein umfassendes Thema“
Ein Gespräch mit Diplom-Agraringenieur Björn Wiggen

Das Thema „Pflanzenschutz in der Landwirtschaft“ wird in der Öffentlichkeit häufig sehr kontrovers diskutiert, weil viele Menschen dabei sofort an Unkrautvernichtung und Chemie denken. Im Interview erläutert Björn Wiggen, was der Begriff „Pflanzenschutz“ in der modernen Landwirtschaft tatsächlich bedeutet.

Herr Wiggen, was verbirgt sich hinter den Begriffen „Pflanzenschutz“ und „Pflanzenschutztechnik“?

Wiggen: Dieses Thema ist sehr komplex. Eigentlich sprechen wir heute von „integriertem Pflanzenschutz“ – und der beginnt schon im Planungsstadium, wenn der Landwirt sich Gedanken um die „Fruchtfolge“ macht, also überlegt, welche Getreidearten, Blattfrüchte und Ölfrüchte er in welcher Reihenfolge anbaut.

Warum ist für Sie bereits die Fruchtfolge ein Baustein im Pflanzenschutz?

Wiggen: Schon die richtige Reihenfolge der Kulturen verhindert viele Pflanzenkrankheiten! Hier greifen wir nicht nur auf die Wissenschaft zurück, sondern auch auf Erfahrungswissen, das über Generationen hinweg in der Landwirtschaft weitergegeben wurde und wird. Auch die Sortenwahl innerhalb der Kulturen ist ein wichtiger Baustein für die Pflanzengesundheit. Die Landwirte suchen jeweils Sorten aus, die auf die Standorte und die geplante Nutzung abgestimmt sind.

Welche Methoden der Unkrautbekämpfung setzen Sie ein?

Wiggen: Im Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes erfolgt an erster Stelle eine mechanische Unkrautbekämpfung durch Bodenbearbeitung. Indem wir die Felder nach der Ernte beackern, bringen wir nicht nur das verlorene Getreide zum Keimen, das so genannte Ausfallgetreide, sondern auch den Unkrautsamen. Wenn die Pflanzen etwas herangewachsen sind, bearbeiten wir ein weiteres Mal den Boden. So wird ein großer Teil des Unkrauts bereits durch mehrmaliges Beackern bekämpft. Gleichzeitig stellen wir dadurch ein gutes Saatbeet für die neue Frucht her.

Und wenn nach der Aussaat nicht nur die gesäte Kultur aufgeht, sondern auch das Unkraut?

Wiggen: Wir bonitieren die Unkräuter, das heißt: Wir gehen über den Acker und bestimmen, welche unerwünschten Pflanzen dort wachsen und wie viele. Dann bewerten wir nach dem so genannten „Schadschwellenprinzip“, ob der Einsatz von Herbiziden sinnvoll ist oder nicht. Wir achten immer darauf, so wenig Pflanzenschutzmittel wie möglich einzusetzen, und berücksichtigen stets die strengen Umweltauflagen, die unsere Gewässer, Biotope und Bodenorganismen schützen. Auch die moderne Landtechnik hilft uns, Pflanzenschutzmittel zu sparen: So werden zum Beispiel die Spritzen mit Hilfe von Ultraschall-Sensoren immer automatisch im richtigen Abstand über den Pflanzenbestand geführt. Und dank neuer GPS-Technik kann die Spritze erkennen, welche Pflanzen auf dem Acker bereits behandelt wurden – und verhindert die doppelte Ausbringung des Mittels, indem sie einzelne Düsenbereiche automatisch abschaltet. Außerdem optimieren wir unsere Pflanzenschutzmaßnahmen durch angepasste Fahrgeschwindigkeit und die Verwendung von Abdrift mindernden Düsen.

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